© Copyright Info

Alle hier angebotenen Texte und Inhalte sind geistiges Eigentum von Christof Diehl und Angelika Merkel. Eine Weiterverbreitung und Vervielfältigung ist ausnahmslos nur nach ausdrücklicher Zustimmung einer der oben genannten Personen zulässig.

Quik-Link Menü

 

Rudelführung

Wässern

Training: Leithunde

Zecken!

Alpentrail-Vorbereitung

Fütterung

Training Musher

 

Wässern

 

A. Merkel (1999)


Jeder, der selbst intensiv Sport treibt, weiß, wie wichtig eine ausreichende Flüssigkeitsaufnahme ist. Dies gilt natürlich ebenso für die Hunde. Bei einem kurzen Wagenrennen wird man vielleicht ohne Wässern noch durchkommen, spätestens im Schnee werden die Hunde nach kurzer Zeit massiv mit Schnee fressen beginnen. Doch leider hat nicht jeder Hund die Einsicht, einen Liter dünne Suppe vor dem Rennen zu trinken!


Deshalb lautet zunächst die wichtigste Frage:

Wie bekomme ich es in meinen Hund hinein?

 

Glücklich, wer Hunde hat, die selbst Futterschüsseln mit klarem Wasser leertrinken, in der Hoffnunf das Futter wird schon am Boden irgendwo sein. Leider sind nicht alle Hunde so, und je höher die Ansprüche werden (Rennstreß, lange Distanzen, Lead laufen, aufgeregter Musher...), desto eher kann es passieren, daß ein Hund seine Suppe verweigert.
Idealerweise wässert man das ganze Jahr jeden Morgen. Die Suppe wird für die Hunde zur Routine und nicht mit besonders aufregenden und stressigen Situationen wie Rennen verknüpft. Der Wasserhaushalt ist immer optimal und im Winter braucht man sich nicht allzuviel Gedanken machen, wenn die Wasserschüsseln im Zwinger zufrieren, die warme Suppe bekommt den Hunden eh besser als eiskaltes Wasser (fördert u.U. Halsentzündung!). Ganz schlecht ist es, nur auf Rennen zu wässern, da es dann "um etwas geht" und im Training "die Zeit nicht reicht" oder anderes. Ungewässert trainieren wir nie, die Gefahr daß ein Hund überhitzt potenziert sich und auch sonst tut es ihnen in keiner Weise gut. Außerdem möchte ich keinen "Sauhaufen" fahren, der an jeder Pfütze zum trinken anhält!
Das Wässern beginnt schon beim Welpen. Zunächst bekommt er drei Mahlzeiten, dann fällt die Mittags weg. Je älter er wird, desto dünner wird das Frühstück, bis es eben nur noch Suppe ist. Wird die morgendliche Portion nicht leer getrunken, reduziert man die Hauptmahlzeit etwas, bis wieder genug Appetit da ist.
Ähnlich kann man bei erwachsenen Hunden vorgehen, die kein Wässerwasser aufnehmen wollen, dies sollte aber im Sommer bereits geübt werden und nicht mitten im härtesten Training!
Wenn die Suppe morgens stehen bleibt gibt es abends wieder nur Suppe. Wird sie getrunken gibt es hinterher das normale Futter mit nur wenig Wasser. Bleibt sie wieder stehen bleibt die Küche kalt. Am nächsten Morgen wieder das gleiche Spiel, meist wird der Hund jetzt schon trinken, wenn nicht verfährt man wie oben weiter bis er es tut. Zur Beruhigung: kein Husky hungert sich freiwillig zu Tode, irgendwann wird er sicher Trinken (Erkrankungen müssen natürlich ausgeschlossen sein!). Diese Methode ist nur für konsequente Suppenkasper gedacht, ein Hund der normalerweise trinkt und dies nicht mehr tut hat meist andere Gründe. Bei einem Hund, der meistens gut trinkt und langsam mäkelig wird kann es sich lohnen, das Gewicht zu überprüfen. Mitunter ist er einfach zu fett und auf die "dünnen Kalorien" nicht mehr angewiesen. Bei einem guten Trinker, der schlagartig die Suppe verweigert, kann eine Erkrankung dahinterstecken, dies sollte abgeklärt werden, im Zweifelsfalle den Hund besser nicht einspannen. Auch bei einer Durchfallinfektion ist das Trinken der Suppe das Kriterium, ob der Hund läuft oder nicht. Damit er eingesetzt werden kann, muß auch der Urin vor dem Rennen annähernd farblos sein (bei starkem Durchfall kann auch der Liter aus dem Wässern ganz schnell "durchrauschen" ohne dem Hund zur Verfügung zu stehen. Auch dann sollte er besser daheim bleiben.) Die Farbe des Urins ist ein hervorragender Indikator, wie gut der Hund hydriert (=gewässert) ist.

 

Das "alltägliche" Wässerwasser muß gar nicht besonders schmackhaft sein. Wenn ein Hund ´mal mäkelt und nicht alles leer trinkt ist das auch kein Grund zur Panik. Die wirklich leckeren Sachen sollte man sich für das Rennen aufheben, damit man noch etwas in der Hinterhand hat, wenn es ernst wird.
Füttert man nur Trockenfutter, reicht dies auch zum Wässern aus. Wenn man keine allzu großen Mengen Fleisch füttert, kann man sie über die Suppe geben und abends nur noch Trockenfutter mit Wasser (und gegebenenfalls Vitamine etc.). Für den Hund ist morgens dann die Motivation: "Mmh, Fleisch, zwar etwas dünn aber lecker!", abends: "Zwar etwas fad, aber dafür wenigstens ordentlich Kalorien!". Wenn es morgens Fleisch zum Wässern gibt und abends nochmal im Futter spart sich mancher Hund gerne die dünne Suppe morgens, abends schmeckt´s ja viel besser!

 

Auf dem Rennen ist wieder vieles anders. Nicht nur Menschen schlägt Streß auf den Magen, auch Hunde die normalerweise gut Trinken können plötzlich mäkelig werden. Besonders oft findet sich das bei Leithunden. Allgemeine Maßnahmen sind: möglichst viel Rennen (Trainingstreffen etc.) fahren damit Routine einkehrt, Streß (Zuschauer, Lärm...) von den Hunden fernhalten (z.B. indem man in den Boxen wässert), und natürlich auch sich selbst hinterfragen. Wenn das eigene Frühstück vor lauter Aufregung schon ausfiel ist es vielleicht sinnvoller, der Partner kümmert sich ums wässern?
Aber jetzt noch einige Ideen, das Wasser schmackhafter zu machen:
Thunfisch, Dosenfutter, Pansen, Milch (nur geringe Mengen, kann sonst Durchfall geben), Sahne, falls normalerweise rohes Fleisch gegeben wird dieses aufkochen, Leberwurst... .
Übrigens, es gibt auch hochintelligente Hunde, die schnell merken daß der Mensch auf Rennen zu allen möglichen Konzessionen bereit ist. Dieser auffordernde Blick "na, hat die Küche denn heute nichts besseres zu bieten?" in der Vorstarthektik kann einen schon zur Weißglut treiben. Gerade bei Sprintrennen kann man sich überlegen, ob man die abendliche Futterration um ein Drittel kürzt, bei ein oder zweimal hat dies noch keinen nachteiligen Einfluß auf die Leistung (bei einem Dreitagesrennen wäre ich da schon sehr vorsichtig!).
Andere intelligente Hunde stellen fest, daß man die Brocken wunderbar herausfiltern kann, wenn man die ganze Suppe in den Schnee kippt. Abhilfe schaffen hier z.B. kippsichere Schüsseln.

 

Gehen wir davon aus, der wichtigste Schritt ist geschafft: Der Hund trinkt. Nun stellt sich nur noch die Frage nach dem

 

Wann und wieviel

 

Im Training ist das ganz einfach: Hauptsache gewässert! Muß man direkt vor dem Laufen wässern (30 Minuten und weniger) reichen ein halber bis ein dreiviertel Liter. Liegt etwas mehr Zeit dazwischen darf es gern ein ganzer Liter sein. In der Regel trainieren wir 3 Teams, alle Hunde werden vor Trainingsbeginn in die Boxen gepackt und zusammen gewässert. Bis das erste Team eingespannt wird vergeht circa eine halbe Stunde. Das zweite Team läuft etwas über eine Stunde nach dem Wässern; in der Regel ist es etwas besser als das erste, das Wasser ist dann optimal in den Körper aufgenommen und schwappt nicht mehr im Magen herum. Das dritte Team läuft mehr als zwei Stunden nach dem Wässern, sie zeigen teilweise bereits unterwegs wieder Durst.
Aus dieser Erfahrung heraus hat sich bei Sprintrennen folgendes Schema bewährt: gewässert wird mindestens 1 Stunde, höchstens anderthalb Stunden vor dem Start ein Liter. Sehr kleine bzw. sehr große Hunde bekommen etwas weniger/mehr. Im Schnee bekommen die Hunde je nach Startzeiten (vor allem bei Starts am späten Vormittag bzw. nachmittags) morgens alle noch einen halben Liter. Schwierige Hunde bekommen nur die eigentliche "Rennsuppe", da wir die Erfahrung gemacht haben, daß sie, wenn sie schon die morgendliche Suppe "hinuntergewürgt" haben, bei der eigentlich wichtigen Portion streiken.
Bei Renndistanzen über 40 Minuten und mehr wird wieder etwas anders gewässert, der erste Liter wird anderthalb bis 2 Stunden vor dem Start gegeben, da die Hunde bei dem kürzeren Schema sonst unterwegs nochmals pinkeln müssen. Direkt vor dem Start gibt es dann nochmals ca. einen viertel Liter zum "Direktverbrauch". Den kann man auch bei dem kürzeren Schema geben, wenn es sehr warm ist oder ein spezieller Hund zum Schnee fressen neigt. Ein viertel Liter macht beim Laufen keine Probleme und wird in dem Maße in den Körper aufgenommen, wie Flüssigkeit abgehechelt wird.
Im Sprint ist die Suppe nur zur Wasseraufnahme da, das heißt sie ist so dünn wie möglich. Im Distanzbereich ist der Kalorienverbrauch deutlich höher, mit einer Mahlzeit am Tag kann er nicht mehr gedeckt werden. Hier ist die Suppe dann auch reichhaltiger und das Schema wieder etwas anders.
Auf dem Alpentrail hat es sich bewährt, die Hunde 3,5 und 1,5 Stunden vor dem Start mit je einem Liter zu wässern. Zusätzlich bekamen sie abends nochmals 0,5 Liter. Die relativ langen Distanzen und die sehr trockene Luft machten das notwendig. Zudem war die Suppe auch etwas dicker als im Sprintbereich, so daß über den Tag verteilt noch einige Extra-Kalorien zugeführt wurden.

Seitenanfang
Nach dem Laufen

 

Die Flüssigkeitsaufnahme nach dem Laufen ist kaum weniger wichtig, je schneller die Depots wieder aufgefüllt werden, desto besser kann der Hund regenerieren. Je nach Streckenlänge und äußeren Bedingungen (z.B. sehr kalt und trocken = hoher Bedarf) erhalten die Hunde einen halben bis dreiviertel Liter Suppe. Darauf achten, daß sie inzwischen nicht eiskalt geworden ist, das bekommt auch Hundemägen nicht. Das sie zum normalen Wässern gut handwarm sein sollte, braucht wohl nicht extra erwähnt werden, nach dem Laufen kann sie auch etwas kälter sein (den Hunden ist dann eh warm genug) aber eben nicht eisig.
Manche Hunde verweigern die Suppe, trinken aber gierig klares Wasser. Als Sportler kann man das gut nachvollziehen, wenn man selbst bis an die Grenze gegangen ist hat der Magen mitunter keinerlei Interesse an etwas nahrhaftem. Sie können ruhig Wasser bekommen (bitte auch nicht eisig, Raum- bzw. Wohnwagentemperatur sollte es schon sein). Diese Hunde sind aber nach unserer Erfahrung in der Minderzahl, der überwiegende Teil freut sich auf seine Suppe und die meisten Hunde trinken mehr, als sie es bei klarem Wasser tun würden. Zudem fördert eine erste "Kalorienspritze" direkt nach dem Laufen die Regeneration.

 

Dann gibt es noch die

Geheimtipps

 

Bei permanenten Schneefressern wird z.B. empfohlen, etwas Zitronensaft auf die Zunge zu träufeln. Es mag etwas Wirkung zeigen, zunächst einmal sollte man aber versuchen, kurz vor dem Laufen noch etwas Wasser in den Hund zu bekommen. Erst wenn das auch nichts nützt, ist Zitronensaft angesagt. Übrigens zeigen auch Hunde mit Schilddrüsenunterfunktion häufig ausgeprägtes Schneefressen, ein Test wäre zu überlegen, zumal die Störung durch Zuführung des Hormons sehr leicht zu beheben ist.

 

Zum Teil wird empfohlen, dem Wasser etwas Natriumhydrogencarbonat beizumischen. Natriumhydrogencarbonat bindet Magensäure und soll dadurch einem Übersäuern/Überhitzen des Hundes engegenwirken, ihn sozusagen abpuffern. Unsere Erfahrungen waren weniger positiv, allerdings sollte man so etwas natürlich nicht auf Rennen ausprobieren. Nach Empfehlung bekamen die Hunde alle 1 Teelöffel ins Wasser. Es war recht warm. Der Start wurde um 30 Minuten verschoben weil noch etwas an der Strecke zu richten war. Die Hunde bekamen daraufhin noch eine kleine Menge Wasser vor dem Start. Bereits nach 3 km fing das offene Team mit dem Schnee fressen an, auch Hunde die sonst in dieser Hinsicht nie Probleme machten. Die Erklärung ist bei Kenntnis physiologischer Vorgänge recht einfach: eine hohe Natriumkonzentration im Blut führt zum Durstgefühl, ob das Natrium aus Natriumchlorid (Kochsalz) im Schinken kommt oder aus Natriumhydrogencarbonat ist dazu unerheblich. Vermutlich war die Dosierung zu hoch oder es hätte deutliche mehr Wasser gegeben werden müssen oder zu einem anderen Zeitpunkt... .
Wir haben dann in dieser Hinsicht nicht weiter experimentiert. Der beste Schutz vor überhitzten Hunden ist übrigens ein gutes Grundlagentraining und temperaturangepaßtes Fahren, auch wenn dies vielleicht bedeutet ein paar Plätze weiter hinten zu landen. Die Hunde danken es!